Die Wurzeln unserer Ninpo Tradition, sozusagen unserer Ninja „Religion“ ragen neben dem Daoismus in das japanische Shinto oder die alte Form des Koshinto.
Shinto bedeutet „Weg der Götter“ und Ko-Shinto „der alte oder antike göttliche Weg“. Es ist die Vorform und mündet in den japanischen Schamanismus. Es ist eine Naturphilosophie, die die innere- und äußere Reinigung und die Verbindung mit dem Höheren-Selbst an oberste Stelle priorisiert. Das Faszinierende dabei ist, dass Japan es geschafft hat diese Kultur seit 2000 Jahren zu erhalten. Es ist fester Bestandteil des Alltags und an jeder zweiten Ecke in der Stadt sieht man eine Möglichkeit einen Schrein zu betreten, in denen ein Kami, „Gott“ verehrt wird. Im Ko-Shinto geht man davon aus, dass alles aus nichts weiter als Energie besteht und somit die Naturerscheinungen, einschließlich Mensch, Tiere, Pflanzenwelt und andere Wesen beseelt sind. Es ist eine lebendige Welt, wobei die Naturgottheiten auch als Manifestation der Naturerscheinungen stehen können. Und somit gibt es die Verbindung zur Quelle, Ameminakanushi no Kami, Amatsu-Kami - die himmlischen Kami, Kunitsu-Kami - die erdlichen Kami und Yaoyorozu no Kami - die Kami die uns umgeben.
Zentral für die Geschichte für Japan stehen die Eltern-Gottheiten Izanami und Izanagi no mikoto aus denen alle weiteren Kamis entsprungen sind. Ihre drei Hauptkinder sind die drei Gottheiten: die Sonnengöttin - Amaterasu o mi Kami, Susanoo mi Kami - der Gott der Erde und des Sturms und Tsukuyomi no mikoto - der Mond Gott.
Erinnert uns das nicht an, was? Während wir Tausende Kilometer nach rechts auf dem Globus schauen, was passiert, wenn wir die Augen schließen und uns erinnern? Denn würden wir uns die germanische und keltische Tradition anschauen, erkennen wir, dass wir bei uns genau das Gleiche finden. Das liegt einfach daran, weil die alten Naturwege auf dem Planeten wahrscheinlich überall ähnlich oder gleich waren. Und so haben die Götter unterschiedlichen Namen mit vielleicht etwas differenzierter Bedeutung. Aber im Kern sind sie relativ übereinstimmend. Es sind Natur-Gottheiten und das Kernelement der alten Wege ist immer ein Gleichgewicht zwischen den dualistischen Kräften und die Verbindung zu unserer Mutter Natur.
Ursprünglich kommt wohl alles aus dem Schamanismus und nach Wolf Dieter Storl gibt es Belege, das hier die ersten schamanischen Funde, anhand einer Figur in Deutschland 50 000 Jahre als ist.
Schauen wir in das alte Germanien zu unseren Vorfahren, laut des germanistischen Forschers Thomas Höffgen, lebten diese vorwiegend als Waldvölker in demokratischen Gemeinschaften und liebten die Wälder und Heine wie ihre Tempel. Sie waren extrem Naturverbunden und verehrten sie übers Maß (was wir wohl heute noch sehen) und sahen sie ebenfalls als eine lebendige und beseelte Welt mit göttlichen Wesen. Männer und Frauen lebten gleichberechtigt mit ihren Aufgaben und den Frauen kamen besondere Stellungen zu. Sie waren hochverehrt und besonders die Magierinnen, die Völva wurden immer zu politischen Rat ran gezogen und zu allem befragt. Viele Entscheidungen wurden nicht ohne sie getroffen. Und auch die männlichen Äquivalente natürlich. In Japan haben sich bis heute die Priester und die sogenannten Mikos, die „Schrein Maiden“ erhalten. Ursprünglich glaubte man auch da, dass die Frauen eine hoch spirituelle Verbindung besitzen. Sie hatten und haben eine schamanische Funktion und dienten, wie die Völva als Mittlerin zwischen den Welten und kanalisierten die Verbindungen der Menschen mit den Göttern. Heute nehmen die Mikos oftmals eher schreinpflegende Positionen ein.
Im alten Germanien waren die Bäume heilig, so zum Beispiel die Eichen, die man heute noch auf so manch Wappen und Geld findet. In Japan hat man um bestimmte Bäume Götterseile gelegt, um diese als heilig zu markieren und sieht auch im Shinto den Baum als die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Ursprünglich bevor es richtige Schreine gab, wurden heilige Orte ebenfalls an manchen Stellen mit spezieller Energielinie mit Stein und Baum manifestiert. Auch findet man immer mehr hinweise, das es bei uns schreinähnliche Gebilde und Verehrungsstätten gab.
Im Germanischen gibt es den Weltenbaum „Yggdrasil “, der die Verbindung von Himmel, Erde und Mensch aufzeigt und übrigens auch eine mögliche Bedeutung des Weihnachtsbaumes darstellt. Nach der Legende ist Göttervater Odin an dem Baum hinaufgeklettert und hat die Runen erhalten. Auch stellt diese den Prozess der 9 Welten da, zwischen dem irdischen- und dem göttlichen Reich, ähnliche Ebenen werden ebenfalls im Koshinto beschrieben.
Und schaut man sich nun die Geschichte der Götter an, können wir die Parallelen sehen. Denn tauschen wir die japanischen Namen in Wodan (Odin) und Frigg (womöglich auch Holda), mit ihren Kindern, kommen wir wieder auf bekannte Gottheiten. Denn Wodan (im germanischem) war der Gott der Magie, ebenso wie seine Frau die Holder, die wir als Frau Holle später kannten. Ebenso haben wir eine Sonnengöttin (Sol), einen Erdgott (Jörd) und einen Mondgott (Mani)(es gibt noch weitere Varianten), sowie wie auch weiterhin viele verschiedene andere Gottheiten existieren.
Die spirituelle Zeit der Germanen liegt ebenso in den Rau-Nächten. Wo es um das Reinigen und Austreiben von negativen Energien geht und das Vorbereiten auf das nächste Jahr. Es werden Kräuter verwendet, geräuchert und sich zurückgezogen und Rituale vollzogen, um kreativ zu werden, zu reflektieren und für das kommende Jahr zu visualisieren. Im japanischen Neujahrsfest finden wir etwas ähnliches, wo die ganze Familie gemeinsam sauber macht und später zusammen zu den Schreinen geht und feiert.
Ebenso wie im Koshinto haben wir viele Wesen und Naturrituale. Eins der bekanntesten ist die Walpurgisnacht. In der früher wahrscheinlich hoch spirituelle Menschen Zeremonien abgehalten haben. Als ein Beispiel für naturmythische Wesen, wie Geister und Dämonen, ist der japanische Oni ein schönes Bild. Mit seinen Hörnern steht er eher für die dunkle, wilde und antreibende Seite und manchmal erzählte man Geschichten wie diese Kinder aßen - bei uns findet regelmäßig der Perchtenlauf in Süddeutschland statt, bei dem in der dunklen Jahreszeit Menschen echte Felle und Hörner mit unheimlichen Masken tragen, auch darüber gibt es unheimliche Mythen, wie sie früher mit Ruten unartige Kinder mitnahmen. So erzählte man sich auch über die Raunächte von der wilden Jagt des Götterpaares. Licht und Schatten ist immer Teil der Natur und so gab es natürlich auch andere Zauberwesen und "niedliche" Waldgeister, wie wir sie bei Prinzessi Mononoke sehen. Und auch hatten wir Heilige Schriftzeichen, nämlich die Runen. Diese wurden geritzt und geraunt (gechantet) und mit Blut oder roter Farbe verstärkt. Das zeigt die Dreifaltigkeit der hochmagischen Basis. Ebenso wie wir regelmäßig den göttlichen Wesen Opfergaben darlegten.
Das waren nur ein paar Beispiele und Menschen wie Thomas Höffgen und Wolf Dieter Storl, der die alten Wege lebt, haben sich sehr gut damit auseinandergesetzt. Sie haben sowohl Bücher als auch Youtube-Beiträge verfasst.
Der Youtubbeitrag von 4p – Das Spiegelmagazin macht einen guten Vergleich zwischen Japan und den Germanen. Ein sehr interessanten Video!
Japanische Mythologie Teil 1 und 2
https://www.youtube.com/watch?v=uW-SR2M3yFY
Ich wiederhole sinngemäß gerne einen Satz: „man stelle sich mal vor, man geht durch Berlin und kommt an den Schreinen von Odin vorbei^^“
Es ist wundervoll in die japanische Mythologie zu schauen, doch ist es genauso wichtig seine Wurzeln nicht zu vergessen, denn leider wurden diese spirituellen Naturreligionen bei uns die letzten 2000 Jahre durch eine schwere Zeit der Christianisierung sehr schmerzlich verdrängt. Auch heute noch wird man als leicht durchgeknallt oder gerne esoterisch abgestempelt, wenn man in diese Verbindungen reingeht. Und doch gibt es inzwischen immer mehr neu heidnische Bewegungen und Menschen, die diese Wege bis heute schützen. Damit schützen wir auch unsere Natur, da diese damit sehr geehrt wird.
Ein wichtiger energetische Hotspot ist in Deutschland der Blogsberg im Harz. Dort wurden wohl viele shamanische Rituale durchgeführt und 2024 kamen wohl auch die Yamabushi, die mit dem Yamakage Shinto in Verbindung stehen aus Japan, um die erneute Energetisierung zu unterstützen.
Zusammengefasst kann man sagen, egal wo wir hinschauen unterscheidet sich am Ende nichts von dem Anderen in der Essenz und der Verbindung mit dem Höheren auf dieser Welt. Dabei werden sämtliche Debatten von "wer war zuerst da" völlig überflüssig. Es ist alles Eins.
Und es ist wundervoll, denn es ist genau das Gleiche, was viele an Japan bewusst oder unbewusst so faszinierend finden. Und ja, wir hatten das auch! Es lebt immer noch in uns!
Vgl. 2024, Höffingen Thomas, Schamanismus bei den Germanen
Vgl. 2012, Yamakage Motohisa, The Essence of Shinto – Japans Spiritual Heart
Bilder: Aufenthalt in Okinawa, Togakushi, Takao, Kyoto und Kami-Karten