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Hausapotheke der Ninja - Medizinmeister der alten Wege

 

Medizin gibt es, solange es Menschen gab.

„Mensch-sein“ bedeutet Überleben und Wachstum und das geht natürlich nur, wenn wir unseren genialen „Avatar“ gesund halten und nähren. Wenn wir krank werden, kann dies ein sehr kurzes Leben bedeuten. Und so suchten Menschen seit ihrer Lebenszeit nach Möglichkeiten, sich zu heilen oder zu behandeln. In alten Zeiten gab es leider nicht an jeder Ecke einen Arzt oder ein Krankenhaus und somit wurde das Wissen von Familie zu Familie weitergegeben und war überlebensnotwendig. Wer kennt heute nicht noch den Tipp von der Mutter eine Zwiebel zu Behandlung eines Insektenstiches zu verwenden? So finden wir die Überbleibsel der pflanzlichen Haus-Apotheke und traditionellen Heilkunde heute noch in den Familien.

Wenn man sich vor Augen hält, dass fast alle Medikamente ursprünglich aus dem Pflanzenreich oder aus der Natur kommen, erlangt man schnell ein Bewusstsein dafür, dass wir eine Apotheke in Form von Natur direkt vor unserem Haus haben!

 

Und so lernten die alten Naturvölker, ihre Mutter zu schätzen und zu Ehren. Sowohl in Europa als auch in Asien hat jede Kultur ihre Eigenheiten entwickelt. Wahrscheinlich mündeten alle Medizinsysteme ursprünglich in den Schamanismus. Dieser ermöglichte einen tiefen Zugang zur Natur und unsere ur-menschlichen Fähigkeiten der Intuition und des Instinktes zu verstärken, die wir heute leider weniger nutzen.

In Japan finden wir dazu das Kojiki und Nihon Shoki als Ur-Schriften bis heute überliefert. Wenn man Japan mit all seinen Schreinen und Sehenswürdigkeiten besucht, stellt man schnell fest, dass dieses Land es geschafft hat, seine Kultur seit über 2000 Jahren zu erhalten!

 

Ninpo geht zurück bis zum Beginn der Menschheit, wie Großmeister, Dr. Masaaki Hatsumi in seinem Buch „Der Weg des Ninja“ schrieb.

Nin - kann einfach auch „Mensch“ bedeuten oder natürliche Person. Auseinander genommen bedeutet es aber auch Körper und Geist zu kontrollieren und zu schützen.

Obgleich diesen Menschen häufig übernatürliche Fähigkeiten, ähnlich unseren europäischen Hexen, zu geschrieben wurden, kommt man in unserer Tradition schnell zu der Erkenntnis, dass diese mystischen Krieger nichts weiter als hoch entwickelte Menschen in den Bergen waren, die eine tiefe Verbindung mit der Natur hatten und schamanische Fähigkeiten besaßen.

 

Besucht man das Museum in dem Ninja Dorf Togakushi (Togakure), nahe Nagano bei Tokio, erfährt man schnell, dass dessen Tradition und spirituellen Praktiken in Persönlichkeitsentwicklung fußen. So hat der Begründer der Schule ebenfalls von den Yamabushi Mönchen, den spirituellen Asketen der Berge, sowie von seinem daoistischen Meister gelernt.

Die Linienhalter dieser Tradition waren ebenfalls medizinisch ausgebildete Menschen. Auch dazu gibt es eine Menge überliefert.

 

Im Folgenden sollen nun mal ein paar Sachen an die Hand gegeben werden, die sich die Krieger sehr wahrscheinlich zur Basis für ein langes Leben machten:

 

1. Legten Shinobi (Ninja) äußersten Wert darauf, ihr Blut rein zu halten.

„Ist ein Fluss klar und rein, kann kein Fisch darin leben“ ist ein sehr wichtiger überlieferter Grundsatz. Unser Blut ist die Essenz von allem, ist es gesund, werden auch wir gesund sein!

Und so hat auch so mancher moderner Doktor schon nachgewiesen, dass Krankheit nur in einem sauren Milieu existieren kann.

Wie macht man das nun mit dem Blut?

In der „Essenz des Ninjutsu“ beschreibt Hatsumi Sensei die Überlebensgeschichte von Takamatsu Sensei, seinem Lehrer, als dieser sich schwer verletzt nach Kriegsende mit Berry Berry, Bandwürmern und Tuberkulose in die Berge schleppte. Er fand seine Erleuchtung und überlebte asketisch, als er sich die Lehren seiner Meister bewusst machte: „Ninja müssen sich daran gewöhnen, natürliche Nahrung zu sich zu nehmen, aber nur essen ist nicht genug, zuerst brauchen wir frisches Wasser, aber nur Wasser ist nicht genug, fülle deine Lunge mit frischer Berg-Luft“.

Auch in Europa wurde bis vor gar nicht so langer Zeit, vor jeder anderen Therapie in der traditionellen Medizin immer erst die Atemtherapie angesetzt. Wir können eine Weile ohne Nahrung und kürzer ohne Wasser, aber nicht ohne Sauerstoff leben! Die Atmung reguliert das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper und hilft damit der Entgiftung. Darüber hinaus reguliert sie das autonome Nervensystem mit, nährt die Zellen und hat noch weitere Funktionen. Da viele nicht mehr natürlich atmen, wurde diese als erstes reguliert.

In Japan nennt man diese Praktiken Kokyu ho und ist ebenfalls die Basis aller spirituellen Praktiken.

D. h. als Erstes regulieren wir mit täglichen Atemübungen den Sauerstoff- und Energiehaushalt. Es reichen schon 3 Minuten, um das Nervensystem und das Gehirn nachweislich umzustellen.

  • Ein Beispiel kann hier ein 10 Minutenset einer einfachen Atem-Meditation sein, bei der man gerade sitzt, durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmet und dabei immer länger aus als ein atmet.
  • Eine weitere tiefere Methode sind die Praktiken der 6 heilenden Laute des daoistischen Systems, wobei jeder Laut einem Element und damit einem Organ zugeordnet ist.
  • Wichtig ist vor allem zu lernen, wieder durch den Bauch zu atmen und im Alltag bewusst darauf zu achten. Zur Übung kann man die Hände auf den Bauch legen. Beim Einatmen geht die Bauchdecke raus und beim Ausatmen geht sie rein.
  • Ist man in einer akuten lebensbedrohlichen Situation, kann das tiefe und längere Ausatmen Leben retten und sowohl Helfer als auch Betroffenen beruhigen. Dadurch wird Sauerstoff gesichert und da das Gehirn nach 3 Minuten ohne Sauerstoff anfängt abzubauen, steigert es die Überlebenschance!

Der nächste Schritt wäre dann darauf zu achten, täglich gutes Wasser mit guter Qualität zu trinken und auf die Grundprinzipien einer gesunden Ernährung wert zu legen.

Hatsumi Soke schreibt zur Nahrung der Ninja: „Die Grundlagen der Ninja-Ernährung bestanden wohl aus braunen Reis, Tofu, Miso, ungekochte Nahrung, kleinen Fischen und viel Gemüse, jedoch kein Zucker und kein Salz “(Vgl. 2009, Hatsumi, S. 109).

Vorwiegend geht es erst mal darum, zu einer natürlichen Ernährung zurückzukehren. Denn während uns das moderne Zeitalter viele tolle Errungenschaften gebracht hat, hat es uns leider auch schwächer und anfälliger für Zivilisationskrankheiten gemacht. Im Bereich Ernährung gibt es auf verschiedenen Blog-Seiten immer wieder Hinweise.

Kurz zusammengefasst sollten wir darauf achten, dass:

  • wir natürliche Nahrung ohne chemische Zusätze essen
  • Zucker und verarbeitete Kohlenhydrate zu reduzieren
  • pflanzenbasiert und mit hochwertigen, tierischen Produkten ergänzen
  • wieder mehr mit Kräutern und verschiedene Tees zu arbeiten
  • auf eine geeignete Nahrungskombination achten
  • Milchprodukte reduzieren bzw. in Maßen halten

 

2. Damit wären wir schon beim nächsten Punkt:

Wie auch in anderen Naturvölkern, waren die Ninjas Meister darin Kräuter zu verwenden und pflanzliche Heilmittel zu nutzen. Daher ist es ratsam, sich ein gutes Basiswissen über unsere „Naturgöttlichkeiten“ aufzubauen und zu lernen, diese bewusst zuzubereiten und zur Heilung bei langwierigen und akuten Krankheiten einzusetzen.

In Deutschland hat zum Beispiel der Schamane und Pflanzenmeister Wollf Dieter Storl sehr gute Beiträge dazu, in Verbindung mit unser alten germanischen Tradition.

Es ist gut eine Handvoll Hausmittel zu kennen, die man bei verschiedenen Krankheiten einsetzen kann.

In unserer Ninpo-Tradition arbeiten wir sehr gerne mit Pflanzen wie Löwenzahn und Dokudami. Beide werden zur Blutreinigung eingesetzt und Löwenzahn, auch „europäischer Ginseng“ glänzt mit seiner Fähigkeit Leber, Niere und das Blut von zum Beispiel Cholesterin, Fette, Ablagerungen etc. zu reinigen, also die Entgiftung anzukurbeln, unterstützt die Galle, die Gelenke, reguliert die Verdauung, hilft bei Diabetes, hat wertvolle Mineralien wie Eisen, Magnesium und co und hilft bei vielen weiteren Dysbalancen. Weitere machtvolle Pflanzen sind Pfefferminze und Gerstengras-Saft, welcher viel Chlorophyll beinhaltet. Diese werden ausführlicher in den Ernährungs-Blogbeiträgen besprochen.

 

3. Jeder Krieger braucht eine Routine an täglichen Praktiken, denn unser Blut muss auch bewegt werden!

Was wir in Europa später als „Gymnastik“ kennengelernt haben, nennen wir in Japan Junan Taiso oder Kiko (Qigong).

Die Wurzeln finden sich oftmals im Dao Yin (chinesisches Yoga).

Hierbei ist es gut, tägliche Routinen zu haben, wo wir den ganzen Körper massieren und abklopfen, die Gelenke geöffnet werden und die Sehnen gestärkt und der Körper gedehnt wird, um flexibel und gesund zu bleiben. Nicht zu vergessen natürlich täglich auf eine gesunde Körperhaltung zu achten und genug natürliche Bewegung zu haben. Unterstützen kann man das Immunsystem dann zusätzlich mit Kaltwasseranwendungen. Ähnlich wie den meditierenden Kriegern unter Wasserfällen. Anleitungen dazu findet ihr in unseren Kursen.

 

4. Bewusstsein und spirituelle Anbindung: die Sinn-Findung hat oberste Bedeutung im Leben eines Menschen, ohne sie kein glückliches Leben und keine Gesundheit! In Japan haben wir die Anbindung zu den Kamis (wörtlich:„Feuervibration“), den Beseelungen und Naturgottheiten beziehungsweise zur zentralen Quelle.

Tägliche Praxis vor seinem Kamidana (Hausaltar) und das Aufhalten in der Natur gibt uns Fülle und Kraft. Ein Kamidana ist eine Art Hotspot, der uns mit dem Höheren-Selbst und dem Universum in Verbindung hält. Er repräsentiert die 5 Elemente und die Dreifaltigkeit von Körper, Geist und Seele, sowie Reinheit. Innenkehr, Vertiefung, Meditation und Gebet können dabei helfen, sich der Führung eines Ganzen bewusst zu werden, Dankbarkeit zu entwickeln und innere Heilungsprozesse anzustoßen.

Ähnliches finden wir auch in der heidnischen Tradition der Germanen bei uns.

 

5. Reinigung: um diesen sehr wichtigen Punkt nicht zu vergessen, im Koshinto steht dieser als oberstes Gebot. Für die Klarheit eines jeden Menschen im Alltag, ist es wichtig auf Reinigungspraktiken, Bewusstheit und Sauberkeit zu achten. Dazu können wir Wasser verwenden, verschiedenes Räucherwerk mit verschiedenen Pflanzen, bestimmte Laute Chanten und darauf achten, dass wir unsere Gedanken klar halten, besonders in Bezug auf die modernen Medien und unser Umfeld heute.

 

Diese fünf sehr allgemeinen und doch sehr tief gehenden Schritte gehört zum ABC eines jeden Ninjas dazu. Zuerst ist es wichtig, eine gesunde Basis aufzubauen und dann können wir alles Weitere daraus erschaffen und uns den Schattenseiten stellen.

Die Ninjas und daoistischen Adepten wurden so ihrem ruf als „Unsterbliche“ gerecht und nicht selten wirken sie 20 Jahre jünger. Unser Großmeister ist heute stolze 93 Jahre.

Wie einer meiner Lehrer mal sagte, „der Schlüssel zu allem ist Bewusstsein“! Und so können wir die Basis für ein langes Leben legen.

 

In diesem Moment kommen mir gerade wieder die Bilder der Bewohner von Okinawa vor Augen, die ich während meiner Zeit dort sehen konnte. Alt werden bedeutet nicht krank werden! Sondern ins Licht der Weisheit zu treten!

 

Vgl. 2001, Hatsumi Masaaki, Essenz des Ninjutsu,

Vgl. 2009, Hatsumi Masaaki, Der Weg des Ninja